Rückblick über die Geschichte der Dachdeckerinnung in Aschaffenburg

Stiftskirche Die erste Kunde von dem Bestand des Dachdeckerhandwerks in Aschaffenburg geht nach alten Überlieferungen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Zeugen dafür sind die Schlösser und alten Bauwerke in der Stadt und den angrenzenden Landkreisen. Im Jahre 1750 haben Schieferdecker aus Aschaffenburg nachweislich in München gearbeitet.

Bereits beim Bau des Aschaffenburger Schlosses "Johannisburg", ein Glanzstück deutscher Renaissance Architektur, das im Auftrage von Erzbischof Johann Schweickard errichtet wurde, sollen Schieferdecker aus Aschaffenburg und Umgebung die Schieferarbeiten ausgeführt haben.

Die älteste nachweisbare Dachdeckerei in Aschaffenburg geht in das Jahr 1870 zurück. Gründer war Jakob Hartmann der später an Jakob Müller übergab. 1906 übernahm der Vater von Josef Hornung, später Ehrenobermeister unserer Dachdeckerinnung, das Geschäft.

Gelbes Gebäude Die Dachdeckerfirma Hugo Müller in Aschaffenburg wurde zwischen 1880/1890 von Josef Müller in NeuLublitz im Ostsudetenland gegründet. 1928 wurde das Dachdeckergeschäft in Aschaffenburg angemeldet.

Ein weiteres Zeugnis dafür, dass Dachdecker in den angrenzenden Landkreisen sesshaft waren, ist ein Lehrvertrag von Peter Ott, der das Dachdeckerhandwerk im Jahre 1872 in Miltenberg erlernt hat. Er gründete 1888 ein Dachdeckergeschäft, das heute von seinem Enkel Peter Ott sen. geführt wird. Auch die 4. Generation ist bereits im Betrieb beschäftigt.

Ebenso ist bekannt, dass die Firma Robert Imhof von dessen Großvater, Adam Imhof, im Jahre 1890 in Aschaffenburg gegründet wurde.

Wasserschloss in Mespelbrunn

Das alles sind Beweise, dass im Dachdeckerhandwerk in unserem heutigen Innungsbereich schon früher eine rege Tätigkeit vorhanden war. Im Jahre 1912 fanden sich die in Aschaffenburg und den Landkreisen tätigen Dachdecker zusammen und gründeten eine "Dachdeckervereinigung". Dies war der erste Zusammenschluss selbständiger Dachdeckermeister in Aschaffenburg. Den damaligen Vorsitz hatte Dachdeckermeister Heinrich Müller. Weitere Vorstandsmitglieder waren Tobias Geibig, Adam Imhof und Georg Maurer.

Bereits 16 Jahre später, am 21.1.1928, wurde die "Dachdeckervereinigung" durch den Geworbener Mittnacht im Handwerksamt Aschaffenburg in eine Dachdeckerzwangsinnung umgewandelt. Die amtliche Bezeichnung lautete: "Zwangsinnung des Dachdeckerhandwerks Stadt und Land" mit den Bezirken Aschaffenburg, Alzenau, Schöllkrippen, Miltenberg, Marktheidenfeld, Lohr und Gemünden.

Dem Vorstand dieser Innung gehörten folgende Mitglieder an: Obermeister: Jakob Imhof; Stellvertreter: Heinrich Müller, Kassierer: Valentin Imhof, alle Aschaffenburg, und als Beisitzer fungierte Ludwig Ott, Miltenberg.

Am 11. 2.1929 erfolgte die Aufnahme der Innung in den Landesverband des Dachdeckerhandwerks und der Blitzableitersetzer Bayerns. Dieser führte die Bezeichnung Gau XVIII.

Im Jahre 1934 musste sich die Innung auf Anordnung der Regierung und der Handwerkskammer der Bezirksinnung Würzburg anschließen. Obermeister war der Dachdeckermeister Rochus Genheimer, Würzburg. Unser Kollege Jakob Imhof wurde Stellvertreter.

Bei Beendigung des Krieges im Jahre 1945 war der Zusammenhalt durch den allgemeinen Zusammenbruch ins Wanken geraten. Jedoch im gleichen Jahr fanden sich die alten Dachdeckermeister wieder zusammen und nahmen Fühlung mit der Bezirksinnung Unterfranken in Würzburg auf. Dem Dachdeckermeister Paul Beck sen. ist es zu verdanken, dass das Aschaffenburger Dachdeckerhandwerk wieder seine Eigenständigkeit bekam. In der wieder zusammengefundenen Innung übernahm Dachdeckermeister Josef Hornung den Vorsitz. Nach Loslösung von der Bezirksinnung trug die Aschaffenburger Innung die Bezeichnung: Dachdeckerinnung Aschaffenburg und Umgebung.

Im Jahre 1951 wurde Paul Beck sen. zum Obermeister gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode 1964 inne. In seiner Amtszeit wurde die DachdeckerFachschule in Aschaffenburg gegründet.

Als Nachfolger wurde der Dachdeckermeister Erwin Geibel gewählt, der von 1964 bis 1970 Obermeister der Innung war.

Ab dem Frühjahr 1970 ist Paul Beck jun. Obermeister der Innung Aschaffenburg. Im Jahre 1973 wurde die Innung im Zuge der Gebietsreform in "Dachdeckerinnung Aschaffenburg, MainSpessart und Miltenberg" umbenannt.

Die Innung umfasst die Gebiete: Stadt und Land Aschaffenburg und die damaligen Landkreise Alzenau, Lohr, Miltenberg und Obernburg. Seit 1996 verwenden wir die Bezeichnung Dachdeckerinnung Aschaffenburg-Miltenberg.

 

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